Sigrun wurde 30 Jahre alt. Sie war ein großartiges Pferd. Wenn (oder gerade weil) sie ihren eigenen Kopf hatte, konnte ich viel von Ihr lernen. Ich denke noch daran, als wir auf einem Longier- und Bodenarbeitskurs waren, wurde Sigrun gern zu Vorführungen genommen. Sie reagierte auf Fingerzeig und manchmal etwas über. Ein Teilnehmer sah mich an und fragte: "Und dieses Pferd reiten sie?" - Natürlich, und das mit Genuss. Und ich weiß noch, einmal, als wir auf dem Grenzlandhof waren, bin ich abgestiegen und habe gesagt: "Schluss, die geht jetzt zum Hengst." Sie hat sich aber auch benommen.
Nicht nur die Prüfung zum Wanderreitführer machte ich mit ihr. Sie bescherte uns viele ganz tolle Fohlen, von denen 3 (Bleikstjarna, Mörn und Blesi) noch bei uns sind.
Fohlen bekommen, dass war ihre Bestimmung. Die nahezu letzten 10 Jahre ihres Lebens verbrachte sie auf den großen Weiden am Grenzlandhof; und dort fühlte sie sich sichtlich wohl.
Im Frühjahr 2015 mussten wir dann einen Entschluss fassen. Sigrun kam immer schlechter durch den Winter. Die Alternative, aufstallen und "durchfüttern" wäre sicher nicht in Ihrem Sinn gewesen. So gönnten wir ihr noch einen schönen Sommer. Doch es war deutlich, sie hatte aufgegeben.
Anfang Oktober schlossen wir dann ab. So konnten wir Sigrun auch zum Schluss das bewahren, was unseres Erachtens jedem Lebewesen zusteht. Würde.
Will man den alten Wikingern Glauben schenken (und warum eigentlich nicht?), erkennen wir Sigrun, wenn die wilde Jagd über den Himmel fegt. Sigrun, In unseren Herzen hast du einen festen Platz.