Holtumer Mühle Islandpferde und mehr
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Ein Artikel aus "Das Islandpferd"     (März 1998)

(Text von Ulla an "Das islandpferd", Dezember 1996)

Wir sind eine Familie aus dem Ruhrgebiet und bestehen aus 2 Erwachsenen (44 und 42 Jahre) und einer 15jährigen Tochter, die seit ihrem 4. Lebensjahr reitet. Zu unserer Familie gehören 5 Isländer, die wir in einem kleinen Stall am Rande von Duisburg selbst versorgen.

 

Da mich die Krankheit meines Isländers ziemlich stark getroffen hat, habe ich sie mir in einer Kurzgeschichte von der Seele geschrieben. Vielleicht ein Artikel für das Islandheft?

 

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Kolbakur ist ein importierter 14jähriger Wallach und seit seinem 8. Lebensjahr in unserer Familie. Seit seinem 11. Lebensjahr ist er starker Ekzemer. Trotzdem wir 5 Pferde haben und zwischendurch auch mal Pferde ausgetauscht wurden, ist Kolbakur so etwas wie unser Maskottchen. Er ist immer gut drauf und macht gerne den Clown. Außerdem ist er eine reine Fressmaschine. Er beißt in alles, was sich nicht mehr bewegt, macht selbst vor Bratwurst nicht halt, prüft dann im Maul die Fresstauglichkeit und kann sehr wohl Fressbares von Unfressbarem unterscheiden, das dann wieder ausgespuckt wird. Er ist in keiner Weise wählerisch, findet immer und überall noch etwas Grünes und wir nennen ihn immer unseren Überlebenskünstler.

 

Seit Mitte November hat es ihn ziemlich böse erwischt. Eigentlich dachte ich immer, er gehört zu der „unkaputtbaren“ Sorte Pferd. Es fing damit an, daß Dienstag abends das rechte Auge tränte, am Donnerstag (viel, viel, viel zu spät, wie ich jetzt weiß) habe ich den Doc geholt, der ihm auch direkt ein entzündungshemmendes Mittel spritzte. Darauf ist mein „Dicker“ erst einmal während des Spritzens umgekippt und hat eine Art epileptischen Anfall bekommen. Nach 3 Minuten war er allerdings wieder so fit, dass er bereits noch im Liegen das Gras um sich herum fraß und stand kurze Zeit danach auch auf. Um so mehr traf dieses Ereignis den Doktor und uns alle. Diese 400 kg sind nämlich gegen unsere Hütte gefallen und haben sich dann um die Terasse geschlungen. Aber bis auf ein Loch unterm Auge ist Kolbakur nichts passiert. Dieses Mittel haben vor ihm tausend andere Pferde bekommen und nichts geschah in dieser Richtung.

 

Am Freitag mittag sah ich dann, dass mein Pferd mich nicht mehr sah. Das Auge war milchig braun und die Pupille ganz klein, was wohl das grösste Übel war. Jedenfalls bekam mein Pony jetzt ziemlich viel Cortison und 4mal täglich eine Augensalbe. Dann zeigte sich auch ein Hornhautrandgeschwür. Auf jeden Fall ist es so, dass die Pupille sich nicht mehr öffnet und er auf einem Auge blind ist. Damit kamen wir eigentlich ganz gut zurecht und haben fleißig geübt, uns zurechtzufinden, bis vor ca. 1 Woche mein Kolbakur auf nichts, absolut nichts mehr reagierte. Mir fiel sofort der Vergleich mit Autismus ein. Außerdem drehte er sich ständig rechts herum im Kreis - wenn es sein musste, eine ganze Stunde lang. Seine Fressplätze, die er sonst bis aufs Blut verteidigte, übernahmen sofort die anderen. Überhaupt bewegte er sich nur, indem man von hinten schob und vorne zog. Auch der Elektrozaun, der ihn sonst beim leisesten Ticken in Panik versetzte, konnte ihm keine Reaktion entlocken. Also kam der Tierarzt (mittlerweile zum 10. Mal) und wir kamen gemeinsam zu dem Entschluss, daß etwas „im Kopf“ (vielleicht ein Tumor) sein müsste. Das hat uns alle ziemlich Nerven gekostet. Das seltsamste war, dass Kolbakur nach wie vor aussah wie das blühende Leben. Er fraß und trank und alles kam hinten und untendrunter ordnungsgemäß wieder raus, kein Durchfall, kein verfärbter Urin, sogar das Fell glänzte.

 

Meine einzige Hoffnung war jetzt noch das Cortison. Da mein „Dicker“ ja schwere Stoffwechselprobleme hatte, hoffte ich auf Besserung nach dem Absetzen des Cortisons. Obwohl die Lehrbücher besagen, Cortison sei ein körpereigener Stoff und darauf könne man nicht allergisch reagieren. Doch mein Pony war schon immer etwas besonderes und vielleicht doch unkaputtbar. Mit jedem Tag weniger Cortison kam wieder etwas mehr Leben in mein Tier. Ich freute mich über jede Kleinigkeit, so zum Beispiel ein eigenständiges Drehen des Kopfes auf meinen Pfiff hin, ein erschreckendes Zucken, selbständiges Laufen zur Heuraufe.

 

Gestern bin ich das erste Mal wieder alleine 10 Minuten mit ihm spazierengegangen. Ich weiß, daß er nie wieder so wird wie vorher. Aber ich kann ihn vielleicht behalten. Ich nehme jede Veränderung in mich auf und hoffe, dass er wirklich der Überlebenskünstler ist, für den wir ihn immer gehalten haben.

 

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Ich möchte noch anmerken, daß wir ihn, sofern das Leben für ihn als Pferd noch lebenswert ist und er keine Schmerzen hat, auf jeden Fall behalten und pflegen werden, auch wenn er „Frührentner“ wird. Wir lieben ihn und daran wird auch sein verändertes Wesen nichts ändern.

 

März 1998:

 

Mit Freude habe ich gesehen, daß Sie meinen Artikel „Überlebenskünstler“ im Islandheft März/April 98 gedruckt haben. Vielen Dank.

 

Mein Artikel endete mit dem Satz „Ich hoffe, daß er wirklich der Überlebenskünstler ist, für den wir ihn immer gehalten haben.“ Kolbakur hat es leider nicht geschafft. Er ist am Freitag, den 13. Februar 1998, gestorben. Es war der Tag, an dem eigentlich alles gut werden sollte. Kolbakur sollte operiert werden. Das rechte Auge sollte entfernt werden.

 

Dazu sollte es nicht mehr kommen. Am Morgen lag Kolbakur in einer Blutlache tot im Stall. Er hatte tatsächlich einen Tumor, der hat eine Ader zerstört, so dass er aus den Nüstern verblutet ist. Aus der Gesamtsituation war zu ersehen, dass Kolbakur eher langsam eingedämmert ist und nicht großartig gelitten hat.

 

 

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