Es war ein rührender Moment. Sylvester am Grenzlandhof. Das neue Jahr, ja, das neue Jahrzehnt, wurde mit einem großen Feuer begrüßt.
Es war eine schöne, ausgeglichene Stummung mit Gitarrenspiel und Gesang.
Mitten drin die strahlende achtjährige Nina, die ganz stilecht mit dem großen Mann der Islandpferde in Deutschland, Claus Becker, per Handschlag den Handel abschloss:
"Ich verkaufe Dir das Fohlen von Regin und Vinda."
Nina strahlte und platzte fast vor Stolz einen so vielversprechenden Absetzter zu besitzten. Neisti. So sollte er heißen.
Nun war Geduld gefragt. Schließlich muß sich ein Pferd erst entwickeln. Nach etwa 18 Monaten kam der Schock. Neisti lag auf der Weide und es ging Ihm gar nicht gut. Was er hatte, konnte nie geklärt werden, vieles deuetete auf eine Vergiftung hin. Neisti erwies sich als Kämpfer und allen düsteren Prognosen zum Trotz erholte er sich wieder. Allerdings "lief er seiner Entwicklung hinterher", soll heißen, er blieb eher klein und feingliedrig. Claus Becker ging sogar so weit, Nina anzubieten, Neisti gegen ein anderes Pferd auszutauschen.
Nein! Nina und Neisti wurden und blieben ein Team.
Neisti war für alles zu haben. Kurse, selbstverständlich.
Raus in den Wald? KLasse.
Mit Uwe in die Vogesen? O ja!
Kleines Turnierchen? Warum nicht.
Von Duisburg ins Saarland? Kein Thema.
Und auch die nächste Generation hatte ihren Spass. Es war schon faszinierend, wie lieb Neisti mit Aileen und Mia umging. Wirklich, es war, alspasse er auf sie auf.
Die Freundschaft währte lang. Neisti genoss sein Leben an der Holtumer Mühle, wo er alles hatte, was das Pferdeherz begehrt. Seine Kumpels, gute Versorgung, ausgeglichene Bewegung. Wir merkten schon, dass er nun "langsam" ein altes Pferd wurde -auch wenn Neisti das so manches mal anders sah.
Am 2. April 2022 lag er dann im Paddock und wollte nicht mehr aufstehen. Fast schien es, als würde er auf Nina warten und allen war klar: Er möchte nicht mehr.
So ließ Nina ihren alten Freud gehen. Unspektakulär, nach einem schönen Leben, das 32 Jahre währte.