Anfang der 1990er Jahre bekam ich ein wunderbares Buch geschenkt. "SÖRLI, Geschichten und Gedichte um Rosse, Reiter und Ritte auf Island" von Ulfur Fridrikson. Es ist wirklich lesenswert. Es ist interessant zu lesen, wie eng auch das alltägliche Überleben auf Island mit den Pferden verbunden war und wie hoch die Tiere von ihen Reitern und Besitzern geschätzt und geehrt wurden. Ein Gedicht von Grimur Thomsen (1820 - 1896) - Der Skuliritt - hat mich besonders angesprochen.
Weiterhin ist zu lesen, auf welcher Begebenheit sich dieses Gedicht bezieht:
Die Skúlistrecke
... Ein Mann hieß Skúli. Auf dem Allthing wurde er zum Tode verurteilt. Es gelang ihm jedoch, von dort zu entfliehen. Eine große Schar seiner Widersacher verfolgte ihn. Sein Pferd (Sörli) war aber unübertrefflich, so dass es allen weit voraus war. Er ritt über Hofmannaflöt nach Tröllaháls nordwärts ins Kaldidalur. Dort machte er eine kurze Rast, schüttete aus seiner Reiseflasche Wein in eine Steinmulde und rief seinen Verfolgern höhnisch zu, dass er ihnen für so zahlreiches Geleit danken wolle. dann ließ er wieder sein Pferd in fliegender Fahrt einen der steinigsten und unebensten Pfade Islands dahinstürmen. Keiner konnte ihm folgen. So heißt dieser Pfad noch bis heutigen Tages die Skúlistrecke.
... Als Skúli zu Hause vom Pferd stieg, fiel es nach dieser Überanstrengung tot zu Boden. Skúli hielt zu Ehren des Pferdes einen Gedächtnisschmaus, und er ließ es beisetzten.
Isländische Volkssagen, Jón Árnason
Acht Männer folgten seiner Spur,
zwei Pferde jedem noch zur Seite;
doch Skúli hatte Sörli nur-
er schien den Männern leichte Beute.
Ritten sie ebenen Pfad voran,
blieb gleich der Abstand zwischen ihnen;
der Pferde schwere Zeit begann,
als Fels und Höhen dann erschienen.
Sörli straffte sich zum Lauf,
durchstob das steinbesäte Land;
Schwaden wirbeln um ihn auf
von Lavastaub und dunklem Sand.
Geringer wird der Feinde Schar,
bis ein Verfolger bleibt allein.
Die Pferde stürzen, bersten gar,
bis auf dem Gaul des Tungu-Sveinn.
Skúli nach Entscheidung drängt,
vom Sattel springt, schnallt Riemen dicht.
Sörlis Mähne seine Hand umfängt;
er steigt aufs Pferd und zu ihm spricht:
„Ich zog dich, Sörli, auf als Fohlen,
gab Futter dir, wie du´s begehrt.
Deinen Füßen anempfohlen,
mein Leben rette jetzt, mein Pferd.“
Als ob das Tier die Bitt´ verstehe,
Sörli Hals und Ohren hob:
Laut schob das edle Pferd und zähe
hinaus ins Lavafeld es stob.
Im Passgang Sörli lief sodann
zum ersten Mal. Die Steine singen.
Solang man sich erinnern kann,
konnt´ nie ein schnell´rer Ritt gelingen.
Pfeilschnell dort, wo Felsen nur,
lief Sörli Wirbelwinden gleich.
Noch ist zu seh´n der Hufe Spur,
wo sein Fuß den Stein erreicht.
Ihn einzuholen wurde schwer;
das Rennen gaben alle auf.
Doch Skúliritte gab´s nicht mehr-
der Paß war Sörlis letzter Lauf.
Unheil hat das Pferd bezwungen
und sich selbst dafür gegeben.
Blutend, mit geborsten´n Lungen-
so vollendet sich sein Leben.
...
Wo sie Sörli ruhen ließen,
Zaum und Sattel beigelegen,
wiehert er und stampft mit Füßen,
stets bereit zu neuen Wegen.
Ein weiters, meines erachtens sehr schönes Gedicht beschreibt eine Stimmung, die wir hoffentlich oft erleben. Hesta (Pferde)
Hesta
Handan við garðinn
ì haganum naga
hestanir þùfurnar
líðlanga daga
endrum og sinnum
þeir á mig líta,
byra svo aftur
að bíta …
Pferde
Jenseits des Gatters
im Hagen nagen
die Pferde lange Tage
die Grasblüten
hin und wieder
sie zu mir schauen,
und beginnen von neuem
das Gras zu kauen.